Lincoln

»Nein! Sie erzählen jetzt keine Geschichte«, schreit Kriegsminister Edwin M. Stanton seinen Präsidenten an. »Ich glaube nicht, dass ich noch eine weitere Ihrer Geschichten ertragen kann.« Doch vergnüglich gibt Abraham Lincoln eine Anekdote über George Washington zum Besten, während alle um ihn versammelten Männer auf Nachrichten vom Angriff der Union auf das konföderierte Fort Fisher warten.

Drehbuchautor Tony Kushner und Regisseur Steven Spielberg portraitieren den 16. Präsidenten der Vereinigen Staaten als einen Mann, der seine politische Mission in überzeugenden Reden und mit Hilfe von einfachen Geschichten zu vermitteln weiß.

Ein inspirierender Redner

Historisch verbrieft ist die berühmte Rede von Gettysburg. Kurz, prägnant und in den hinteren Reihen kaum zu verstehen. Zumindest lässt Regisseur Spielberg dies zwei junge Soldaten äußern, die einige Zeit nach der Ansprache in einem Feldlager der Unionsarmee auf den Präsidenten treffen. Obwohl die Männer Lincolns Worte selbst kaum hören konnten, geben sie die Rede wortwörtlich wieder. Ein wunderbares Stilmittel, mit dem der Film in nur einer kurzen Szene die Wirkung Abraham Lincolns verdeutlicht.

Das historische Erbe eines überragenden Präsidenten

Auch der Film selbst vermag es, die politisch komplexe Frage der Sklavenbefreiung durch einen einfachen Gedankengang zu vermitteln. Auf höchst spannende Art und Weise steuert der Film auf die Entscheidung zu, ob es Abraham Lincoln gelingt, den 13. Zusatzartikel zur amerikanischen Verfassung rechtzeitig zu verabschieden. Schafft er das, bevor eine Friedensdelegation der Konföderierten Washington erreicht, kann er die Sklaverei beenden. Erreichen die Delegierten aus dem Süden die Hauptstadt zuerst, verbleiben Millionen Menschen in Fesseln.

Genau in der Mitte lässt der Film den Präsidenten ein Telegramm diktieren, in dem er die Konföderierten-Delegation nach Washington beordert. Er glaubt das tun zu müssen, weil nahezu allen Menschen um ihn herum ein sofortiger Frieden wichtiger ist als die Befreiung der Sklaven. Lincoln beginnt ein Gespräch mit den beiden jungen Soldaten, die den Befehl verschicken sollen. Sie erörtern ein Axiom von Euklid, nach dem Dinge, die demselben gleich sind, auch zueinander gleich sind. Einen Moment lang lässt Lincoln das auf sich wirken. Dinge, die demselben gleich sind, sind auch zueinander gleich. Dann korrigiert er seine Anweisung und hält die Friedensdelegierten auf.

Ein wesentlicher Teil des historischen Erbes dieses außergewöhnlichen Präsidenten, komprimiert in einem einfachen Gedankengang … ein großartiger Film.

Ach ja, und dazu noch der grandiose Daniel Day-Lewis. Der erste Schauspieler weltweit mit drei Oscars als bester männlicher Hauptdarsteller. Den dritten erhielt er für seine Verkörperung von Abraham Lincoln.

Lincoln | 2012 | Regie: Steven Spielberg | Drehbuch: Tony Kushner | Musik: John Williams | Oscar und Golden Globe für den besten Hauptdarsteller Daniel Day-Lewis

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