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    Coco Chanel

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Coco Chanel
Die kreative Opportunistin

Coco Chanel
Die kreative Opportunistin

Das Talent, Chancen im richtigen Moment zu ergreifen, besitzen wenige. Coco Chanel, Grande Dame der französischen Mode, hatte ein Gespür für Möglichkeiten. Und nutzte Chancen geschickt, um ihr großes Ziel zu erreichen: Raus aus der Armut. Sie schaffte viel mehr. Sie wurde zur berühmtesten Stilikone des 20. Jahrhunderts.

Vom Armenhaus an die Weltspitze

Vom Armenhaus an die Weltspitze

Die klassische Geschichte »Vom Tellerwäscher zum Millionär« toppte Gabrielle Bonheur Chanel, später Coco genannt, bei Weitem. 1883 unehelich im Armenhaus geboren und mit zwölf Jahren ins Waisenhaus abgeschoben, wurde sie mit 18 Jahren mittelos in die Welt entlassen. Ihre einzige Fähigkeit: das Nähen. Diese Begabung sollte sie zur erfolgreichsten Geschäftsfrau ihrer Zeit machen.

Anfang des 20. Jahrhunderts war Frauen die Rolle der schönen Dekoration zugeteilt. Sie hatten hübsch zu sein und nicht aufzufallen. Eine Rolle, die Coco Chanel nicht stand. Von früh auf hatte sie gelernt, sich durchzubeißen. Und so nahm sie den Kampf mit den Widrigkeiten ihrer Herkunft auf. Tagsüber Näherin, trat sie nachts als Sängerin in einem Cabaret in Moulins auf. Und betörte die dort stationierten Soldaten.

Eine erste Chance, ihr Leben hinter sich zu lassen, bot sich Chanel in Gestalt ihres Liebhabers, des Offiziers Etienne Balsan. Auf seinem Gut knüpfte sie erste Kontakte in die Oberschicht. Kontakte, die für sie zu einem Sprungbrett wurden. Schnell sprach sich ihr Talent für extravagante Hutkreationen herum. Mit finanzieller Unterstützung ihres Geliebten eröffnete Coco Chanel 1909 ein erfolgreiches Hutatelier in Paris.

1910 folgte die erste Modeboutique, diesmal finanziert von einer neuen Liebe, Arthur »Boy« Capel. Sechs Jahre später hatte sie alle Schulden zurückgezahlt und war mit 33 Jahren finanziell unabhängig. Und das in einer Zeit, in der es Frauen nicht einmal erlaubt war, ein Konto zu führen. Ihre Unabhängigkeit gab Coco Chanel nie wieder auf. Weder Ehemann noch Kinder waren ein Thema für die kettenrauchende Lebedame. Ihr Unternehmen war ihre Lebensaufgabe.

Mode einer neuen Zeit

Mode einer neuen Zeit

Als Chanel 1910 ihre erste Boutique eröffnete, stand die französische Gesellschaft am Ende der Belle Époque. Noch gehörten Korsetts und schwere Röcke zur Ausstattung einer »Dame von Welt«. Zur Jahrhundertwende hatten Couturiers vergeblich versucht, das strenge Modediktat zu durchbrechen. Es gelang schließlich nur einer: Coco Chanel. Sie kreierte leichte Frauenkleidung. Hosen, knielange Röcke, luftige Blusen und Anzugjacken. Anfangs ein Affront.

Doch die Welt stand vor einer Zeitenwende. Und Coco Chanels Mode war eine Vorbotin der Zukunft. In den 1910er-Jahren nahm die Kriegsangst zu und gipfelte schließlich im Ersten Weltkrieg. Die Gesellschaft vollzog einen Umbruch, Arbeiterbewegung und feministische Bestrebungen nahmen an Fahrt auf. Frauen wollten und mussten mit Kriegsbeginn bislang männlich besetzte Rollen übernehmen.

Coco Chanel revolutionierte die Damenmode ihrer Zeit. Ihr Stil hat bis heute Einfluss auf Designer.

Coco Chanel, 1928 | Autor/-in unbekannt, Quelle: Wikipedia

Praktische Kleidung war ein weiterer konsequenter Schritt. Und Chanel entwarf sie mit zukunftsweisendem Ideenreichtum. Ihre Modelle waren bequem und funktional, gleichzeitig feminin und anmutig. Und da ihr die Damenmode des frühen 20. Jahrhunderts widerstrebte, definierte sie den Begriff »feminin« kurzerhand neu.

»Es ging zunächst einmal und vor allem darum, aus der Mode zu beseitigen, was mir nicht gefiel«, äußerte sie sich später zu ihren Kreationen. Spätestens im Verlauf der »Roaring Twenties« wurde Chanels Stil des »einfachen Luxus« Inbegriff moderner, unabhängiger Weiblichkeit.

Ihre Mode: zeitlos. Ihr Meisterwerk: das kleine Schwarze. Seit 1926 wurde es von nahezu jedem Designer kopiert. Ein Umstand, der Coco Chanel wenig störte: »Plagiat setzt Bewunderung und Liebe voraus«, wird sie zitiert.

Das Herz einer Löwin

Das Herz einer Löwin

Coco Chanels Sternzeichen war der Löwe. Ein Symbol, dass sie gern für sich beanspruchte. Sie war eine starke, unabhängige und selbstbewusste Macherin. Menschlich galt sie als launisch und aggressiv, politisch als umstritten. Als Modedesignerin war sie sich ihrer Leistung stets bewusst: »Es ärgert mich, wenn ich hören muss, ich hätte eben Glück gehabt. Niemand hat härter gearbeitet als ich.«

Als »Mademoiselle«, wie sie sich zeitlebens nennen ließ, 1971 starb, war aus der kleinen Modeboutique in der Rue Cambon ein Weltkonzern geworden, der heute einen Umsatz von über 15 Milliarden Dollar im Jahr verbucht. Eine einzigartige Erfolgsgeschichte einer Selfmade Woman, die das Bild weiblicher Mode bis heute prägt.

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